Pferdegesundheit & Training

Natural Horsemanship ist für mich viel mehr als "nur" Pferdetraining. Natural Horsemanship beinhaltet den gesamten Umgang, die Gesundheit und die Haltungsbedingungen unserer vierbeinigen Freunde. Wenn sich unsere Pferde in ihrer Umgebung wohl fühlen, ausgeglichen und gesund sind werden sie neugierig und motiviert mit uns arbeiten. Aus diesem Grunde sind mir die Themen sehr wichtig, viele Probleme lösen sich auf diese Weise in Wohlgefallen auf.

Ich möchte mit diesem Artikel zum Nachdenken anregen und für Verständnis für unsere Pferde werben. Der Artikel soll kurz und informativ sein, über jeden Themenkomplex sind ganze Bücher geschrieben worden, somit kann er natürlich nur Hinweise liefern statt die Themen umfänglich zu bearbeiten. Er richtet sich an jeden Menschen, der sich mit Pferden umgibt. Unabhängig davon, ob es Freizeit- oder Turnierpferde sind, Disziplinunabhängig, ja sogar für Renterpferde.

Jeder Pferdemensch ist auch gleichzeitig Futtermeister, Stallmeister, Trainer, Physiotherapeut, Tierarzt, Zahnarzt, Hufpfleger, Sattler, Coach und Motivationstrainer für den vierbeinigen Partner. Daher sollte jeder die Grundlagen des jeweiligen Themenkomplexes kennen um den Zustand und das Wohlbefinden des vierbeinigen Partners sicherstellen und bewerten zu können.

Zu dem großen Themenkomplex Pferdegesundheit gehören für mich:

Haltungsbedingungen

Die Haltungsbedingungen haben einen wesentlichen Einfluß auf das Wohlbefinden des Pferdes. Wir können den Pferden niemals eine wirklich artgerechte Haltung gewähren. Unser Ziel sollte daher sein möglichst nahe dran zu sein. Das bedeutet dem Pferd so viel Auslauf wie möglich zu gewähren. Das auf einer großen, gepflegten Weide oder einem großen drainagierten, gepflegten Paddock der es dem Pferd erlaubt sich problemlos in allen Gangarten zu bewegen. Dazu eine Herde mit wenig Fluktuation. Meiner Meinung nach sollte das absolute Minimum bei 8 Stunden Auslauf täglich liegen. Bei Pferden die aus gesundheitlichen Gründen, wie z.B. Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen oder Rehe nicht lange auf der Weide stehen dürfen sollte möglichst viel Auslauf trotzdem das Ziel sein. So beispielsweise auf einem großen, trockenen und sauberen Paddock oder mit "Maulkorb". Es tut den Pferden psychisch und physisch einfach gut sich über längere Zeit mit Artgenossen auf möglichst großem Raum bewegen zu dürfen. Natürlich gibt es Tage an denen das Wetter es nicht zulässt den Pferden den Auslauf zu gewähren. Diese "Stehzeiten" sollten jedoch zum Wohle der Pferde maximal tageweise notwendig sein. Falls der aktuelle Stall hierzu keine Lösung anbietet muss ein Stallwechsel in Betracht gezogen werden.

Nur durch freie Bewegung und soziale Kontakte kann ein Pferd zufrieden und gesund leben, die Grundvoraussetzung für die Zusammenarbeit mit uns.
Futter

Ein Pferd ist ein Dauerfresser, von Natur aus bewegt sich ein Pferd täglich viele Kilometer. Langsam grasend mit gesenktem Kopf oder wandernd, von einer Futterstelle zur nächsten und ans Wasser. Das natürliche Futter besteht aus energiearmen, ausgetrockneten Gräsern, viele Pferde vertragen daher das Hochleistungsgras auf den hiesigen Weiden schlecht und bekommen dadurch gesundheitliche Probleme. Somit sollten Pferde möglichst auf langem Gras oder auf einen Paddock ohne Bewuchs mit zusätzlichem Raufutter gehalten werden. Der Magen/Darmtrakt eines Pferdes ist darauf angewiesen ständig kleinere Mengen zu verdauen. Bei zu langer Fresspause können sonst Koliken entstehen. Der Darm ist nicht dafür ausgelegt leer zu sein, es droht die Gefahr, dass er sich verschlingt. Kraftfutter oder andere energiehaltigen Zusatzfutter sollten nur wenn nötig gegeben werden. In der Regel benötigt ein Pferd nur Heu, einen Himalaya-Leckstein und evtl. Mineralfutter. In der Weidesaison wäre es wünschenwert, wenn die Pferde erst das Gras zu fressen bekommen, wenn es schon sehr lang ist. Somit enthält es weniger Energie. Das reduziert die Gefahr z.B. an Hufrehe zu erkranken.

Zur Gesunderhaltung der Pferde ist es außerdem wichtig, dass die Pferde nicht zu dick werden. Das verringert die Gefahr von Stoffwechselerkrankungen oder einer Hufrehe.
Hufpflege

Ohne Huf kein Pferd. Regelmäßige Hufpflege, alle 6-8 Wochen, bei Rehabilitationsfällen auch gerne deutlich kürzer (2-3 Wochen) ist enorm wichtig um die Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erhalten. Aufgrund des Hufmechanismus, der eigenen Federung die jeder Huf von Natur aus mitbringt, sowie der deutlich einfacheren und schnelleren Korrekturmöglichkeiten bin ich persönlich ein absoluter Verfechter des Barhufes.

Jeder Pferdefreund sollte sich einmal mit der Materie befassen, die zwei folgenden Links sind hervorragend dazu geeignet das eigene Auge zu schulen:

Pete Ramey: http://www.hoofrehab.com/Rehabilitations_Pictures.html
Auf dieser Website finden sich Hufe von Pferden, die lahm waren und denen durch natürliche Hufbearbeitung geholfen werden konnte.

Ariane Reaves: http://www.arianereaves.de/hufindex.html
Ariane Reaves hat sich die Mühe gemacht auf Ihrer Website Texte von Amerikanischen Hufbearbeitern zu übersetzen und uns zur Verfügung zu stellen.
Es lohnt sich, denn hier werden auch einzelne Problemfälle genau beschrieben und deren Lösung vorgestellt.


Hier eine Websites eines Hufpflegers mit vielen vorher-nachher Fotos. Absolut lesenswert!
http://www.hufprofi.ch/warum-barhuf.html
Zahnpflege

Bei Pferden sollte das Gebiss regelmäßig überprüft werden. Die Intervalle können je Pferd individuell angepasst werden, sowohl eine zu frühe als auch eine zu späte Korrektur hat negative Folgen. Ein guter Pferdedentist/Tierarzt zeichnet sich dadurch aus, dass er genau erklären kann, was er tut und bei einer Routinekontrolle auch sagt, wenn kein Handlungsbedarf besteht.

Dadurch, dass die Zähne der Pferde immer weiter wachsen und durch das oft strukturarme Futter vergleichsweise wenig Abrieb erfahren bilden sich Haken und Unregelmäßigkeiten sowie Fehlstellungen des Gebisses. Ebenso wie bei der Hufpflege müssen wir hier den Pferden helfen, indem wir den normalen Abrieb "simulieren", also die Zähne kürzen und Haken, sowie Unregelmäßigkeiten entfernt.

Indikatoren, dass eine Kontrolle des Gebisses notwendig ist sind u.a.:
- Das Pferd verliert "Heuknäule"
- Das Pferd wird dünn
- Das Pferd frisst schlecht
- Das Pferd ist allgemein nicht gut zurecht
- Das Pferd wehrt sich gegen das Gebiss und lässt sich schlecht trensen
medizinische Versorgung

Bei akuten gesundheitlichen Problemen des Pferdes muss natürlich ein Tierarzt herangezogen werden.
Bei (scheinbar) chronischen Erkrankungen empfiehlt es sich jedoch auch den ganzheitlichen Ansatz in Erwägung zu ziehen und über den Tellerrand zu schauen.

Ich war von Frau Karin Kattwinkel sehr begeistert, sie bietet eine rundum Analyse der Pferde an und gibt praktische Tipps die Gesundheit des Pferdes nachhaltig zu verbessern:
http://www.pferdegesundheitsberatung.de
Auswahl des passenden Sattels

Ein Pferd kann nur mit einem passenden Sattel gesund geritten werden. Die Auswahl sollte einige Faktoren mit einbeziehen:
  • Welches Gewicht muss das Pferd tragen?
  • Wie viele Stunden am Stück und wie viele Stunden in der Woche wird geritten?
  • Wird sich das Pferd noch verändern?
       (Jungpferd, nach längerer Krankheit, Veränderung im Training zwecks Muskelaufbau)
  • Welche Disziplin wird geritten?

Es gibt für jeden Anwendungsbereich und für jedes Pferd einen passenden Sattel. Falls schon ein Sattel vorhanden ist sollte man sensibel auf das Pferd und dessen Reaktion achten. Ohren anlegen, beißen, Schweif schlagen, unter den Bauch, bzw. nach dem Sattel treten, Kopf schütteln oder wegdrehen sind alles Abwehrreaktionen denen man auf den Grund gehen sollte. Das ist nicht normal!
Vor und Nach dem Reiten sollte man die Sattellage des Pferdes abstreichen und abtasten um zu kontrollieren ob das Pferd an irgend einer Stelle reagiert. Es ist teilweise faszinierend und erschreckend, was für Dellen und Ungleichmäßigkeiten nach dem Reiten zu spüren sind. Falls die Sattellage nicht gleichmäßig beim ertasten erscheint sollte ggf. mit dem Carola Pad überprüft werden, ob es etwa Stellen erhöhten Druckes gibt.
Wichtig ist auch, dass schlechtes Reiten die Probleme eines "relativ gut passenden Sattels" deutlich intensivieren kann.

Eine Anleitung zum "Selbstbau" ist hier zu finden: 

http://www.anke-recktenwald.de/products/sattelcheck/

Wer einen nach Maß angefertigten (gebrauchten) Westernsattel in Betracht zieht sollte einmal einen Blick auf das EquiScan System wagen. Ein solcher gebrauchter, angepasster Sattel ist schon ab 1.000 Euro zu haben.
http://www.rieser-sattel.de/masssaettel/

Hier finden sich die Pferderückenvermesser 🙂
http://www.equiscan.de/pferderueckenvermesser/

Ich kann Herrn Frank Behrens-Giannis empfehlen.
http://www.horsemans-training.de/
Auswahl des passenden Zaums

Wie soll geritten werden? Gebisslos oder doch mit Gebiss? Was ist sicherer? Womit kommen wir gut zurecht?
Auch bei den Zäumen gibt es eine unglaubliche Vielzahl an Möglichkeiten.

Meiner Meinung nach bietet sich für die Grundausbildung das Reiten im Knotenhalfter / Sidepull oder auf Snaffle Bit / Wassertrense an. Das Snaffle Bit / die Wassertrense sollte dabei so dick wie möglich und so dünn wie nötig sein. Aktuelle Forschungen zeigen, dass im Pferdemaul deutlich weniger Platz ist als angenommen. Das Pferd sollte trotz des Gebisses das Maul Problemlos schließen können. In vielen Fällen muss daher schon ein vergleichsweise dünnes Gebiss her.

Damit die Pferde zudem die Möglichkeit haben sich durch das Öffnen des Mauls dem zu hohen Druck zu entziehen bietet es sich an Nasen und Sperrriemen komplett zu entfernen und statt dessen einen losen Kinnriemen zur Sicherung des Gebisses zu verwenden.

Die Umstellung auf eine gebisslose Zäumung ist entgegen der landläufigen Meinung keine große Sache. Die meisten Pferde reagieren auf eine solche Umstellung durchaus positiv. Egal ob gebisslos oder mit Gebiss geritten wird ist es empfehlenswert jedem Pferd den "Ein-Zügel-Stopp" / One Rein Stop aus allen Gangarten gezielt anzutrainieren um im Notfall die Kontrolle behalten zu können.

Jedliche Art von Anzügen oder "Shanks" sind in der Grundausbildung abzulehnen, diese Art der Zäumung erfordert Kandarrenreife, da keine gezielte seitliche Einwirkung möglich ist.
Jeder Zaum ist außerdem so hart, wie die Hand die ihn benutzt. Ein zügelunabhängiger Sitz, also am losen Zügel in allen Gangarten ausbalanciert sitzen zu können ist da die Grundvoraussetzung.
individuell auf das Pferd und Reiter abgestimmtes Training

Es ist wichtig, dass ein Pferd - wenigstens bis zu einem gewissen Grad - gymnastiziert und trainiert wird. Ohne ausreichend Muskulatur und einer entspannten Laufweise kann das Pferd den Reiter nicht tragen. Das Ergebnis ist eine hohe Kopfhaltung und ein festgehaltener Rücken. Das kann dann in Rückenproblemen und Widersetzlichkeiten enden, oder im schlimmsten Falle sogar zu irreversiblen gesundheitlichen Problemen wie Kissing Spines führen.

Alles steht und fällt dabei mit der mentalen und physischen Gelassenheit und Entspannung des Pferdes. Aufgrund dessen ist Natural Horsemanship die beste Ausbildungsmöglichkeit, genau diese Themen werden am Boden schon vorbereitet und dann später mit in den Sattel genommen. Das bedeutet entspannte Pferde, entspannte Reiter 🙂

Die gymnastizierenden Übungen bauen auf die solide Grundausbildung auf und können ebenso entspannt und im Einklang mit dem Lernverhalten und Tempo des Pferde/Reiter Paares erarbeitet werden.
Schulung des Reiters/Besitzers des Pferdes

Jeder Reiter und Pferdebesitzer sollte sein Auge regelmäßig schulen um selbst beurteilen zu können ob das aktuelle Training für das Pferd passt, ob es sich positiv entwickelt, oder ob sich doch Fehler und Unarten einschleichen.

Die Kernfragen sind:
- Ist mein Pferd zufrieden und entspannt?
- Geht es Taktklar?
- Geht es entspannt, fleissig vorwärts?
- Ist es motiviert?
- Brauche ich viel Druck, oder arbeitet es im gemeinsamen Verständnis gut mit?
Sich selbst beim Training zu filmen um so immer wieder den aktuellen Status der Zusammenarbeit zu kontrollieren ist dabei ein tolles Hilfsmittel.

Das Training in der Gruppe, Kursbesuche, Lesen von guten Büchern, oder die Korrektur durch einen guten Reitlehrer sind auch sinnvolle Ergänzungen.

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